Hier schreibe ich über meine neuesten Eindrücke und Erlebnisse.
Liebes Tagebuch, fängt man nicht immer so an? Ich nicht! Ich hab mein halbes Leben unter Wasser verbracht und da musste man ein Logbuch führen und Captain Kirk in der Sternzeit hat das auch gemacht, also. Schließlich fahre ich ja auch einen Sternkreuzer. :-)
Logbucheintrag 29.10.2015
30 Quadratmeilen pures Glück
Im Rocky Mountain National Park gab mir eine Frau ihre Visitenkarte und bekam sich gar nicht wieder ein bei der Vorstellung, mit dem Mog ihren Lieblingsplatz zu „bespielen“! Betty Mosley, „Wild Horses“, Photographin, so steht es auf der Karte. Doktor Google sagt, die Wildpferde sind im Sand Wash Basin, Moffat County. An der Grenze Colorado zu Wyoming, was sonst, Cowboyland. Es ist BLM Land, was bedeutet, freies Campen und Offroad fahren.
300 bis 350 wilde Mustangs in Gruppen von 10 bis 15 Tieren, die sich super beobachten lassen. Sie haben einen Heidenrespekt vor Arminius, den muss ich etwas abseits parken. Der Leithengst lässt einen bis auf ungefähr 50 m ran, den Abstand hält er aufrecht.
In der Nacht hat es etwas geregnet und am Morgen lagen die Wolken am Boden. 2 Stunden später bricht die Sonne durch und am späten Vormittag ist stahlblauer Himmel. Es gibt einen Wild Horse Loop, ein gut unterhaltener Schotter und befestigter Lehmweg. Es darf nur nicht regnen. Schmierseife ist eher eine raue Sache im Vergleich zu dem Zeug. Dann gibt es zig BLM Trails, die man alle befahren darf und das kreuz und quer, nur nicht die Orientierung verlieren.
Es ist eine Freude, dort mit Arminius unterwegs sein zu dürfen. Da es die letzten Tage immer wieder mal geregnet hat, sind auch etwas schwierigere Passagen dabei. Es ist einfach herrlich, die Mustangs zu beobachten und wenn ich überlege, wie lang und hart die Winter hier oben sind, 2000 bis 2500 m, dann haben sich diese Tiere extrem gut angepasst. Schließlich stammt das Erbgut aus Spanien. Sie sehen sehr gesund und kräftig aus und es ist einfach eine Urfreude ihnen zuzuschauen. Ich muss so an unsere Reitpferde denken, die Solarium, Heizdecken, Massagen und Aquagym bekommen, das hat mir so ein Dauergrinsen ins Gesicht gemalt und ich glaube, das können wir 1:1 auf uns Menschen übertragen. Als dann in der Dämmerung der Vollmond aufgeht, hat man das Bedürfnis in Deckung zu gehen, so riesengroß erscheint er. Das ist schon fast zu viel des Guten.
Von der anderen Seite kommt ein heftiges Gewitter gezogen. Links von mir der Vollmond am tief dunkelblauen Himmel, rechts eine tiefschwarze Gewitterwand mit unglaublichen Blitzen, da erscheinen unsere zu Hause wie 12 V Blitze, und in einiger Entfernung grast eine Herde Mustangs. Das ist an Dramatik nicht zu überbieten. Ich habe in den 3 Tagen keine Menschenseele gesehen und es ist so still dort, dass das sogenannte „Wüstenklingen“ in den Ohren zu hören ist. Wenn nachts die Kojoten heulen, ist das so laut, dass man auf jeden Fall munter wird.
Die Gewitterfront kommt heftig, mit Hagel, Sturm und Starkregen. Nicht ganz 2 Stunden und alles ist vorüber. Der Mond scheint extrem hell und ohne Rollos ist an Schlaf nicht zu denken. Es ist 3 Uhr morgens, der Himmel hat eine tiefblaue Ozeanfarbe und am Bergkamm steht eine schneeweiße Quellwolkenbank, in der die Blitze zucken. Es hat 2 Grad unter Null und ich sitze mit einer getunten Tasse Tee im restlichen Hagel auf meinem Campingstuhl und bin happy. Am Morgen hab ich meine liebe Not vorwärts zu kommen, alle Sperren rein und ganz langsam, Schmierseifenkurs. Ich verlasse das Gebiet nach Norden und dort schließen sich spektakuläre Badlands an. Ich bin dort an einem Tag 105 Meilen Offroad gefahren. Ich hab das Essen vergessen und kann mich gerade so überwinden, nicht in die Hosen zu pinkeln, so atemberaubend ist die Landschaft und so viel Fun hat das Fahren gemacht. Auch dort gibt es wilde Mustangs und Hirschherden, Rehe, Pronghorn Antilopen, Hasen, Adler, Falken, Geier und keine Menschenseele. Arminius hat sich wacker geschlagen, ein breites Grinsen auf der Motorhaube und den Schlamm bis auf dem Dach. Eins muss ich aber sagen, wenn da was schief geht, dort findet einen niemand, jedenfalls nicht vor dem Frühling.
Ich hab mein ganz persönliches Stück Amerika gefunden, Mogland.
Logbucheintrag 23.10.2015
Nach dem Ursula und Volker abgereist waren, fuhr ich wieder in den Rocky Mountain National Park und bin ein paar Tage wandern gegangen. Das hat der Seele sehr gut getan.
Die letzten Tage schrieb ich den Reisebericht, hab die Räder an Arminius gedreht, damit sich das Profil nicht einseitig abfährt und hab mal an allen Stellen nach dem Rechten geschaut. Am Sonntag werde ich mich Richtung Vallejo Kalifornien aufmachen. Auf dem Weg dort hin werde ich durchs „Sand Basin“ fahren. Dort soll es die größte freilebende Mustang Herde geben. Schau mer mal.
Bis zum 28. November habe ich keine Gäste.
Wer sich in Deutschland langweilt, kann mir ja mal schreiben.
Logbucheintrag 30.08.2015
Ich stelle heute meine neue Homepage online. Das ist ein kribbliges Gefühl. Es wird schon schief gehen. Der große Arminius ist mitten auf dem Ozean und ich auf einer kleinen Abschiedsrunde.
Ich möchte mich an dieser Stelle mal bei all denen bedanken, die das Projek „Arminius Reloaded“ ermöglicht haben. Mein ganz besonderer Dank geht an die Firma Hellgeth. Ohne diese coolen Typen wäre gar nichts gegangen. Tiefen Dank an Danica, die mich immer wieder aus meinen mentalen Löchern gezogen hat, manchmal mit einem Bulldozer. :-) Ganz lieben Dank auch an Selin Meyer, sie hat den Umbau auf meiner alten Homepage dokumentiert und damit ihr Schulabschlussprojekt realisiert. Bei allen anderen kann ich mich nicht für eine Reihenfolge entscheiden, deshalb gibt es hier ein gleich verteiltes dickes Dankeschön.
Mein liebevollstes und innigstes Dankeschön sende ich an Ingrid. Sie hat mich so stark werden lassen, das ich nicht aufgegeben habe. Danke mein Schatz.
Wir wären heute 21 Jahre verheiratet. Leider ist sie vor über 3 Jahren aus dem Zug des Lebens ausgestiegen.
Ich bin an unserem Hochzeitstag trotzdem sehr glücklich !